01 Apr Firebird: Einzigartiges Pilotprojekt der Feuerwehr Frankfurt in Nieder-Erlenbach
(gm) Nieder-Erlenbach ist in Frankfurt aufgrund seiner dörflichen Prägung einer der Stadtteile mit dem größten Anteil an Feld- und Waldflächen. Das Gefährdungspotential für Wald- oder Flächenbrände auf Äckern ist deswegen überproportional hoch. Je schneller ein solcher Brand entdeckt wird, desto effektiver ist er zu bekämpfen. Doch die Überwachung größerer Flächen ist schwierig. Tierische Helfer sollen die Feuerwehr zukünftig dabei unterstützen.
Leider leider ist das Projekt „Firebird“ nur ein Aprilscherz. Aber nicht alles ist falsch. Hier gehts zum Faktencheck. |
Im letzten Jahr hat es in Nieder-Erlenbach im Sommer zwei Mal auf Feldern gebrannt. Beide Brände hätten schneller gelöscht sein können, wenn sie früher erkannt worden wären. Was in Nieder-Erlenbach meistens noch glimpflich abgeht, wächst sich andernorts schnell zu großen Flächen- oder Waldbränden aus. Aus diesem Grund hat die Freiwillige Feuerwehr Nieder-Erlenbach den Auftrag zur Durchführung des einzigartigen Pilotprojekts „Firebird“ bekommen, das vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport (HMdIS), zuständig für die Feuerwehren, und vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, zuständig unter anderem für Jagd, betreut wird. Ausschlaggebend für die Wahl der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Erlenbach war vor allem die Tatsache, dass einige Mitglieder der Einsatzabteilung bereits falknerische Erfahrung hatten und Kontakte zu einer Falknerei bestanden. Die Vorbereitungen für das Projekt laufen bereits seit Anfang 2013 im Hintergrund, die offizielle Beauftragung liegt uns jetzt seit der vergangenen Woche vor.
Außergewöhnliche Fähigkeiten
Wie gut es funktionieren kann, wenn man die speziellen Talente von Tieren in den Dienst des Menschen stellt, kann man an Polizeihunden oder den Vierbeinern der Rettungshundestaffel sehen. Seit einigen Jahren verwendet die Polizei in den USA Truthahngeier zum Auffinden von Leichen, was durch das Landeskriminalamt (LKA) in Niedersachsen zusammen mit dem Weltvogelpark Walsrode derzeit auch in Deutschland getestet wird (die FAZ berichtete). Die Idee beim Projekt „Firebird“ ist es nun, speziell trainierte Greifvögel einzusetzen, die entstehende Brände im Flug entdecken und anzeigen können. Entsprechende Versuche wurden bereits in den USA mit Erfolg durchgeführt, wo im Bundesstaat Montana durch Captain Cliff Mason trainierte Harris Hawks seit 2012 zur Erkennung von Entstehungsbränden in den weitläufigen Waldgebieten eingesetzt werden.
Wie funktioniert die Meldung von Feuer?
Die Vögel lässt man bei Wetterlagen mit erhöhter Brandgefahr frei fliegen. Bedingt durch ihre Geschwindigkeit können sie in kurzer Zeit sehr große Areale überfliegen. An ihrem Geschüh, den Lederbändern an ihren Füßen, befindet sich ein druckempfindlicher Sender, der GPS-Daten überträgt. Sieht ein Vogel beim Flug ein offenes Feuer oder eine Rauchsäule, löst er durch Picken am Sendemodul die Übertragung der Alarmierung mit der GPS-Koordinate an die Leitstelle in Frankfurt aus. Dort läuft auf einem Arbeitsplatz eine Software, die den Alarm anzeigt. Aus der Software heraus kann ein Einsatz für die Wachen erstellt werden, die für die Örtlichkeit zuständig sind. Parallel wird die Alarmmeldung durch eine App auf einem Smartphone dargestellt, wo sowohl die Position der Feuermeldung als auch die aktuelle Position des Vogels angezeigt wird.
Da der wahrscheinliche Einsatzradius der Falken sich auch auf die benachbarten Gemeinden Ober-Erlenbach, Nieder-Eschbach, Harheim und Bad-Vilbel bezieht, werden die betroffenen Wehren und die Leitstellen Hochtaunus und Wetterau ebenfalls einbezogen.
Das Auffinden und Anzeigen von offenen Feuern durch Picken am GPS-Modul wird dabei durch Belohnung trainiert: Verhält sich der Vogel wie gewünscht, wird er mit einem extragroßen Häppchen seiner Lieblingsspeise belohnt, sobald er auf dem Falknerhandschuh gelandet ist.
Ausgebildet wurden die beiden Gerfalken, Falkendame Phoenice und Terzel (Männchen) Smokey bereits im gesamten letzten Jahr von Falkner Walter Reinhart von der Falknerei Ronneburg, die das Projekt anfänglich betreut. Einige Mitglieder der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Nieder-Erlenbach haben dort bereits ein mehrwöchiges Praktikum absolviert und lernen gerade für die Falknerprüfung, denn der Falknerschein ist Voraussetzung dafür, dass man Greifvögel halten und fliegen lassen darf.
Pilotprojekt wird gespannt beobachtet
Das Projekt „Firebird“ mit Greifvögeln im Dienst der Feuerwehr ist deutschlandweit bislang einmalig. Im Fall eines Erfolges haben bereits auch andere Feuerwehren angekündigt, ebenfalls Einheiten mit „Feuervögeln“ aufbauen zu wollen. Auf großes Interesse stößt dieses Thema bei Feuerwehren, deren Einsatzbereiche weitläufige oder schwer zugängliche Gebiete enthalten, zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern, in der Lüneburger Heide und im Alpenraum.
Neben der generellen Machbarkeit und den Erfolgsaussichten des Vorhabens soll im Pilotptojekt auch geprüft werden, ob weitere Verbesserungen möglich sind. Ein solcher Teilaspekt sind Luftbilder, die über eine Minicam aufgenommen und übertragen werden.
Hinweis
Wir weisen sicherheitshalber für den Sommer jetzt schon darauf hin, dass das Abbrennen von Gartenabfällen in Frankfurt generell genehmigungspflichtig ist und der unteren Wasserbehörde im Umweltamt vorher gemeldet werden muss. Nur wenn eine solche Genehmigung und damit auch eine Vorabinformation an die lokale Feuerwehr vorliegt, würde ein durch die „Feuervögel“ entdeckter Abbrand nicht zum kostenpflichtigen Ausrücken der Feuerwehr führen!
Gute Stube für die Falken
Sowohl Wehrführer Dirk Rübesamen als auch Jugendwart Thomas Lohmann freuen sich schon sehr auf den Zuwachs unserer Feuerwehrfamilie. „Unsere Jugendlichen werden in die Pflege der beiden Vögel eingebunden, das ist etwas ganz Besonderes! „, sagt der Jugendwart unserer Feuerwehr. Die beiden fliegenden Feuermelder sollen Anfang Mai nach Nieder-Erlenbach umziehen, damit sie noch vor Beginn der heißen Jahreszeit mit einhergehender erhöhter Waldbrandgefahr die Gelegenheit bekommen, sich mit der Umgebung und damit ihrem zukünftigen Einsatzgebiet vertraut zu machen. Im Moment bauen wir einen Anhänger zum „Feuerwehranhänger Greifvogel“ (FwA-Greif) um. Wohnen werden Phoenice und Smokey in zwei Volieren, die hinter dem Feuerwehrhaus errichtet werden. Vermutlich im Juli dieses Jahres werden dann beide ihren Dienst als „Florian Frankfurt 18/77-1“ und „Florian Frankfurt 18/77-2“ aufnehmen. Um das Projekt bekannt zu machen, kommen wir auch gerne zu einem Tag der offenen Tür oder einer ähnlichen Veranstaltung und führen die Fertigkeiten der beiden gefiederten Rauchmelder vor, Terminanfragen bitte an den „Falkenwart“ über Kontaktformular.
Hilfe erwünscht!
Das Material zum Bau der Volieren ist bereits beschafft. Mit dem Bau der Volieren soll heute Abend begonnen werden. Wir würden uns sehr über Unterstützung freuen: Wer uns helfen möchte, ist ab 18 Uhr im Feuerwehrhaus in der Kurmarkstraße herzlich willkommen. Wir empfehlen, Arbeitskleidung sowie Arbeitshandschuhe mitzubringen, da Löcher für die Fundamente ausgehoben und die Balken vor Montage noch zugeschnitten werden müssen. Phoenice und Smokey werden heute Abend auch zusammen mit ihren Ausbildern anwesend sein und zum ersten Mal Nieder-Erlenbacher Luft schnuppern. Als Dankeschön bekommt jeder Helfer einen unserer exklusiven Firebird-Aufkleber!